Ein Interview mit Christian, Lady und Collin – SV Ortsgruppe Hude
Manchmal entstehen aus schwierigen Lebensmomenten ganz neue Wege, so wie bei Christian und seinen beiden Hunden Lady und Collin.
Wir haben mit ihm über Vorurteile, Rückschläge, die Arbeit auf dem Hundeplatz und die besondere Bindung zwischen Mensch und Hund gesprochen.

Christian, erzähl uns ein bisschen über deine Hunde.
Meine beiden Schätze, Lady und Collin, sind 2019 in mein Leben gekommen und ich würde sie nie mehr hergeben. Lady ist ein American Bully / American Pitbull Mix, Collin ein Cane Corso Italiano / American Staffordshire Mix. Beide sind unglaublich liebevoll, sensibel und sehr menschenbezogen.
Man muss sie einfach erleben, sie sind Familienmitglieder, die immer spüren, wie es mir geht. Wenn ich traurig bin, kommt Lady sofort und legt ihren Kopf auf mein Bein. Collin ist eher der ruhige Typ, der dann einfach in meiner Nähe bleibt und Sicherheit gibt.
Wie war die Anfangszeit mit ihnen?
Am Anfang war alles wunderbar. Sie haben sich über jeden anderen Hund gefreut, waren verspielt und freundlich. Doch dann kam die Corona-Zeit – und das hat uns sehr eingeschränkt. Ich konnte sie kaum noch mit anderen Hunden sozialisieren/in den Kontakt lassen und viele Menschen haben ihre Rasse sowieso schon gemieden.
Der Schock kam dann am 01.01.2020, als beide unter unserem Zaun von fremden Hunden gebissen wurden. Es wurde sich in die Schnauzen verbissen und der Halter holte sich einen Stock und schlug drauf ein. Das war für uns alle ein einschneidendes Erlebnis. Sie haben danach das Vertrauen in fremde Hunde verloren und ich auch ein Stück weit in die Umgebung.
Wir sind nur noch dort spazieren gegangen, wo ich alles weit überblicken konnte. Ich wollte einfach nicht riskieren, dass nochmal etwas passiert. Und so entstand eine Art Isolation, aus der es gar nicht so leicht war, wieder herauszufinden.
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Wie reagieren Menschen in deiner Umgebung auf deine Hunde?
Ehrlich gesagt, oft mit Skepsis. Wir wohnen in Niedersachsen, aber die Vorurteile gegenüber sogenannten Listenhunden sind überall die gleichen.
Manche Menschen wechseln sogar die Straßenseite, wenn sie uns sehen. Andere schauen misstrauisch oder machen Kommentare. Das trifft einen, weil man weiß, was für liebevolle Seelen man da an der Leine hat.
Diese Hunde sind treu, loyal und sensibel, sie spiegeln das, was man ihnen gibt. Ich wünsche mir, dass mehr Menschen das erkennen, statt nach Äußerlichkeiten zu urteilen.
Gab es auch Schwierigkeiten in Hundevereinen?
Ja, das war leider ein großes Thema. Wir haben bei mehreren Hundesportvereinen angefragt, weil ich etwas für ihre Auslastung und Erziehung tun wollte. Aber oft kam direkt Ablehnung, noch bevor jemand die Hunde überhaupt gesehen hatte.
Das tat weh, ich wollte ja keine Pokale gewinnen, sondern einfach gemeinsam mit ihnen arbeiten, damit sie sicherer und ausgeglichener werden.
Dann habe ich durch Zufall von der SV Ortsgruppe Hude gehört. Ich habe mir ein Herz gefasst und einfach gefragt, ob wir mal vorbeikommen dürfen. Und das war wirklich ein Wendepunkt. Dort wurden wir mit offenen Armen empfangen, ohne Vorurteile, ohne Misstrauen. Alle waren freundlich, interessiert und hilfsbereit.
Seitdem trainieren wir dort regelmäßig, unter der Anleitung von Jennifer Baccara von War Wolves GSDs, die unsere Trainerin ist. Jennifer hat uns von Anfang an ernst genommen, uns motiviert und mit ihrer Erfahrung unglaublich viel vermittelt. Sie hat ein gutes Gespür für Hund und Halter und findet immer den richtigen Ton.




Wie hat sich das Training auf eure Hunde ausgewirkt?
Unglaublich! Am Anfang ging es mir gar nicht um Sport, ich wollte einfach, dass sie im Alltag ruhig und zuverlässig bei Fuß laufen. Dass ich sie führen kann, ohne Stress, ohne Ziehen, einfach harmonisch.
Doch mit der Zeit wurde daraus so viel mehr. Ich habe gemerkt, wie viel Spaß sie an der Arbeit haben, wie sie aufblühen, wenn sie eine Aufgabe richtig meistern. Und das steckt an!
Collin hat riesige Fortschritte gemacht, er ist entspannter, konzentrierter und kann heute sogar mit anderen Hündinnen oder Welpen spielen. Das war früher undenkbar.
Lady ist richtig ehrgeizig geworden. Sie liebt die Übungen, das Loben, die Bewegung. Sie will alles richtig machen und hat sichtlich Freude daran. Anfang des Jahres wird sie ihre Begleithundeprüfung absolvieren und ich bin jetzt schon unglaublich stolz auf sie.
Was hat sich durch die Arbeit auf dem Platz verändert?
Im Grunde genommen alles. Meine Hunde sind nicht nur körperlich fitter, sondern auch mental viel ausgeglichener. Durch die Platzarbeit haben sie Selbstvertrauen aufgebaut und ich ebenfalls.
Ein gutes Beispiel ist Silvester: Früher hatten sie panische Angst vor Böllern. Sie haben sich im Haus versteckt, gezittert, waren völlig aufgelöst. Heute bleiben sie ruhig, weil sie gelernt haben, dass wir Situationen gemeinsam bewältigen können.
Ich habe durch die SV OG Hude und durch Jennifer viele neue Menschen kennengelernt. Leute, die ähnlich denken, die ihre Hunde lieben und respektieren. Diese Gemeinschaft ist Gold wert man lernt voneinander, unterstützt sich und wächst als Team.
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Was bedeutet der Hundesport für dich persönlich?
Für mich ist der Hundesport zu einer echten Leidenschaft geworden. Es ist nicht einfach nur Training – es ist Teamarbeit.
Wenn man gemeinsam Aufgaben meistert und Probleme wirklich angeht, entsteht eine neue Ebene der Bindung. Man fängt an, seinen Hund noch besser zu verstehen, seine Körpersprache, seine Stimmung.
Man merkt plötzlich, wie sehr man sich aufeinander verlassen kann. Dieses Gefühl, wenn man zusammen etwas erreicht – sei es eine Übung, ein Prüfungsteil oder einfach nur ein sauberer Abruf – das ist unbeschreiblich.
Ich hätte nie gedacht, dass aus dem Wunsch nach „ordentlichem Fußlaufen“ einmal so eine Freude und Begeisterung entstehen könnte. Jetzt gehört der Hundeplatz fest zu unserem Alltag – und das verdanken wir auch Jennifer, die uns immer wieder motiviert und unterstützt.



Was wünschst du dir für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass mehr Vereine und Menschen offen werden. Diese Hunde haben so viel Potenzial und so viel Herz, sie verdienen es, gezeigt zu bekommen, was in ihnen steckt.
Wenn mehr Halter sich trauen würden, einfach mal in den Hundesport reinzuschnuppern, würden viele überrascht sein, wie positiv sich das auf die Beziehung auswirkt.
Ich hoffe, dass Lady ihre Begleithundeprüfung erfolgreich schafft, aber noch wichtiger ist mir, dass sie glücklich ist und Spaß an der Arbeit hat. Das ist am Ende das, was zählt.
Was möchtest du anderen Haltern mit auf den Weg geben?
Gebt niemals auf. Auch wenn es Rückschläge gibt oder Ablehnung – bleibt dran. Es lohnt sich.
Sucht euch Menschen, die euch unterstützen, und Vereine, die euch nicht nach der Rasse beurteilen. Der Hundesport kann so viel Gutes bewirken, für Hund und Halter gleichermaßen.
Wenn man einmal erlebt hat, wie aus Unsicherheit Freude und Vertrauen wird, dann weiß man: Jede Mühe hat sich gelohnt.
Fazit:
Aus Angst und Ablehnung wurde Vertrauen, Freude und Teamarbeit.
Christian, Lady und Collin zeigen eindrucksvoll, wie viel Herz, Geduld und Zusammenhalt in gemeinsamer Arbeit stecken und dass jeder Hund eine faire Chance verdient.
Viele Grüße,
Christian, Lady & Collin
SV Ortsgruppe Hude – mit Trainerin Jennifer Baccara (War Wolves GSDs)