
Ein Artikel über Qualzucht, Trendrassen und das stille Leiden hinter dicken Muskeln und dicken Geldbeuteln.
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Sie heißen „Micro“, „Exotic“, „Pocket XL“ – und sie bringen Geld. Viel Geld. Zehntausende Euro für einen Hund mit Papieren? Klingt nach Luxus. Klingt nach Erfolg. Klingt nach – Qualzucht.
Jeder will den breitesten, massigsten, seltensten Hund – Hauptsache, auffällig. Auf Social Media posieren sie wie Statussymbole: überdimensioniert, überzüchtet, überbelastet. Nur: Während die Kassen klingeln und der Hype tobt, leidet, wer sich nicht wehren kann – der Hund.
Wenn Schönheit krank macht
Breite Brust, platter Fang, kaum Luft. Mini-Beine, Mega-Schultern – und ein Körper, der in sich zusammenbricht, bevor er alt wird.
Was auf Instagram aussieht wie der „perfekte Bully“, ist in vielen Fällen schlicht eine körperliche Katastrophe.
Die Liste der gesundheitlichen Probleme ist lang – und sie beginnt bei der Optik:
Verformte Gliedmaßen, die jeden Schritt zur Anstrengung machen.
Zu kurze Schnauzen, die das Hecheln ineffektiv und das Atmen zur Qual machen.
Ein ständiges Ringen nach Luft, selbst in Ruhephasen.
Diese Hunde sind nicht alltagstauglich. Keine langen Spaziergänge, keine Sommerhitze, keine körperliche Belastung. Viele Bullys hecheln im Sitzen wie ein Marathonläufer – und das nicht, weil sie sportlich aktiv sind, sondern weil ihre Atemwege anatomisch verengt wurden.
Ein Hund, der sich im Alltag nicht mehr normal bewegen oder atmen kann, ist kein „besonderes Exemplar“. Er ist das Opfer falscher Zuchtideale.
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Die Qual beginnt im Wurfkistchen
Viele dieser Hunde werden nicht einmal mehr natürlich geboren. Kaiserschnitte sind in bestimmten Linien kein Notfall, sondern Standard.
Welpen, die in den ersten Tagen per Hand aufgezogen werden müssen, weil die Mutter nicht dazu in der Lage ist – das ist kein Wunder, sondern ein Warnsignal.
Warum? Weil Mütter so „gebaut“ wurden, dass eine natürliche Geburt kaum mehr möglich ist. Weil Welpen so „kompakt“ gezüchtet wurden, dass sie kaum lebensfähig sind.
Und dennoch wird weiter verpaart. Hauptsache, die Nachfrage stimmt.

Der Preis der Papiere
ABKC, IBKC, XYZ – Papiere gibt’s viele. Doch Papier schützt den Hund nicht.
In der Szene sind selbst Tiere mit massiven gesundheitlichen Defiziten problemlos zuchtfähig. Offiziell. Und registriert.
Was viele Käufer nicht wissen (oder bewusst ignorieren): Auch ein Hund mit Zuchtzulassung kann zur Qualzucht gehören – wenn Aussehen wichtiger ist als Gesundheit.
Ein muskulöser Körper, der mit kaum Sauerstoff versorgt wird, ist kein Fortschritt. Es ist ein Rückschritt – auf dem Rücken eines Lebewesens.

Der Kunde ist König. Der Hund zahlt den Preis.
„Der Hund ist top – er hat 50k gekostet!“
Herzlichen Glückwunsch. Wenn das Tier nach drei Jahren nicht mehr laufen kann oder an Atemnot leidet, wird der Preis zur Farce.
Verantwortung beginnt nicht beim Kaufpreis. Sie beginnt bei der Frage:
Will ich ein Tier besitzen, das vielleicht nur existiert, weil jemand Geld daran verdienen wollte – nicht, weil es dem Tier gut geht?
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Zeit, aufzuwachen – und umzudenken
Nicht jeder American Bully ist eine Qualzucht. Es gibt sie – die verantwortungsvollen Züchter. Diejenigen, die sich um Gesundheitsauswertungen kümmern. Die genetische Vielfalt erhalten wollen. Die sich dem Hund verpflichtet fühlen, nicht dem Kontostand.
Doch sie sind selten. Und sie gehen oft unter in einem Meer aus Show-Zuchten, Trend-Verpaarungen und Dollarzeichen.
Wer Tiere liebt, sollte genauer hinschauen. Fragen stellen. Nicht jeder neue „Hype“ bringt Gutes – und nicht jedes „besonders seltene“ Exemplar ist automatisch ein Geschenk.
Denn manchmal ist das „Besondere“ eben einfach nur krank gezüchtet.
Fazit:
Geld schmeckt. Gesundheit nicht.
Und solange wir weiter weggucken, wird sich daran nichts ändern.
🐾 Was ist Qualzucht? – Und was sagt das Gesetz?

§11b Tierschutzgesetz (TierSchG):
„Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten […], wenn damit gerechnet werden muss, dass bei der Nachzucht […] erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich sind […] und dadurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten.“
Das heißt konkret:
Zucht ist verboten, wenn die Nachkommen z. B.
- unter Atemnot leiden (z. B. durch zu kurze Schnauzen),
- nicht richtig laufen können (z. B. durch verformte Beine oder zu kurze Gliedmaßen),
- ständig medizinische Hilfe benötigen,
- nicht natürlich geboren werden können,
- oder körperlich eingeschränkt sind (z. B. durch übermäßige Muskelmasse oder zu großes Körpergewicht für das Skelett).
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✅ Woran erkenne ich seriöse Züchter?
Ein verantwortungsvoller Züchter…
✔️ führt umfassende Gesundheitsuntersuchungen (z. B. HD/ED, Herz, Atmung, Genetik) durch
✔️ kann medizinische Gutachten und Auswertungen vorlegen
✔️ lässt Elterntiere natürlich decken und gebären
✔️ orientiert sich an funktionalen, gesunden Standards, nicht an Social-Media-Trends
✔️ gibt Welpen nur mit Vertrag und Transparenz ab
✔️ stellt Fragen an Käufer und gibt den Hund nicht an jeden ab